Warum die Qualität deiner Fragen die Qualität deines Lebens bestimmt
- Janine Grawe
- 17. März
- 4 Min. Lesezeit
"Eure Lebensqualität wird die Qualität der von euch gestellten Fragen widerspiegeln." - Kobi Yamada
Noch nie hat mich eine Buchwidmung so berührt wie diese. Sie war von einem Vater - dem Autor des Buchs - an seine Kinder gerichtet. Die Essenz dieser Aussage ist für mich der Inbegriff davon, Kinder auf diese Welt vorzubereiten: ihnen beizubringen, die richtigen Fragen zu stellen.

Warum die richtigen Fragen so wichtig sind
In den letzten Jahren ist mir bewusst geworden, dass es nicht nur wichtig ist, Fragen zu stellen oder Antworten finden zu wollen. (Im Hinterfragen war ich übrigens schon immer top - manchmal zum "Leid" meiner Liebsten, hihi.) Mittlerweile weiß ich, dass insbesondere die Qualität der Fragen einen Einfluss darauf hat, wie sich mein Leben gestaltet.
Anstatt "Finde ich das, was hier passiert gut?", frage ich nun "Wie fühle ich mich dabei, dass das hier passiert?" und "Wo kann ich das in meinem Körper wahrnehmen? Was sind Impulse, die dabei aufkommen - z.B. Kampf, Flucht etc.?"
Anstatt Zustände ohnmächtig auszuhalten, in denen ich früher aufgrund von Glaubenssätzen und Ängsten geblieben wäre, stelle ich nun die Fragen "Was ist mein ganz ehrlicher Wunsch und mein Bedürfnis hier?" und "Was ist der nächste kleine Schritt, um dem etwas näher zu kommen?"
Zwei Fragen, die ich mir mittlerweile sehr häufig stelle, sind:
1) Ist es normal, dass [xyz]?
2) Will ich das weiterhin als mein Normal ansehen?
Beispiele dafür wären:
Ist es normal, dass Arbeit hart sein muss?
Ist es normal, dass ich ständig über meine Grenzen gehen muss, damit das (Gesundheits-)System nicht kollabiert?
Ist es normal, dass Menschen Wut impulsiv herausschleudern - anstatt sie bewusst zu fühlen und auszudrücken?
Ist es normal, dass ich von vielen Männern weniger ernst genommen werde, weil ich eine Frau bin?
Ist es normal, dass ich Werbung von rechtsextremen im Radio höre?
Ich hätte da noch etliche andere Fragen, aber ich denke, es ist klar worum es geht. Bei all diesen Fragen habe ich mittlerweile ein NEUES Normal für mich gefunden - mit noch mehr Fülle, tieferer Verbindung und nährenden Beziehungen in meinem Leben.
Wenn sich mein neues Normal noch nicht im Außen widerspiegelt, dann setze ich mich mit den Kapazitäten, die ich habe, dafür ein, dass sich das ändern kann (z.B. im Bezug auf Politik/Tierschutz).
Das Schöne ist: mittlerweile sehe ich, dass jedes Normal eine Stufe hinauf zum nächsten ist.
Was uns daran hindert, Fragen zu stellen
Warum habe ich mir diese Fragen nicht schon viel früher gestellt? Und warum stellen nicht alle Menschen diese Fragen jeden Tag?
Die Antwort liegt in unseren tief verankerten Überzeugungen und in unserem Körper.
🏃♀️Wenn du in einem ständigen Survival-Modus bist, dann kann dein Gehirn schwer lösungsorientierte Fragen stellen oder Antworten finden. Dann sind deine Gedanken nämlich hektisch und und chaotisch. Dein Gehirn wird dir suggerieren, dass bei der Arbeit "alles ohne dich zusammenbricht" oder, dass du "keine Zeit für Selbstfürsorge hast".
💼Wenn du (noch) nicht in der Lage bist, deine komplexen Glaubenssysteme zu hinterfragen und zu integrieren, dann wirst du weiter denken, dass Arbeit "immer hart sein muss", bis ich du vielleicht im Burnout das erste mal hinterfragst, ob das wirklich stimmt. Sprich: Bis dein Körper dich dazu zwingt, die richtigen Fragen zu stellen.
👫Wenn du deinen unsicher-ambivalenten Bindungsstil noch nicht integriert hast, dann wirst du dich vermutlich weiterhin mit Menschen umgeben, die emotional unzuverlässig sind und dich ständig bedürftig fühlen. Dann bist du so gefangen in diesem Muster, bis du emotional total erschöpft oder leer bist.
Ich sage nicht, dass irgendwas davon falsch ist.
Ich sage nur, dass du eine Wahl hast.
Meine Wahl fiel irgendwann auf die Arbeit mit meinem Körper und Nervensystem.
Weil Mindset-Ansätze bei mir nach Erfahrungen mit traumatischem Stress nicht funktioniert haben.
Weil ich erstmal wieder in die Verbindung mit meinem Körper kommen musste und mein ganzes System wieder mehr in Sicherheit gewogen werden musste, bevor ich klare Gedanken fassen konnte. (Ich verwende das Wort "müssen" hier bewusst 😉.)
Wie ich durch somatische Arbeit mein „neues Normal“ geschaffen habe
🙌🏼 Die intensive Arbeit mit meinem Nervensystem und Somatischen Reaktionen hat führt dazu, dass ich mittlerweile...
... immer mehr das Arbeitsumfeld kreiere, das zu MEINEN Bedürfnissen passt, anstatt mich anzupassen.
... immer mehr Beziehungen führe, die sich einfach leicht anfühlen.
... auch unangenehme Gefühle wie Schuld, Scham, Angst und Wut in mir halten kann und sie FÜR mich nutze.
... schnell Lösungen für meine Herausforderungen finde, bei denen ich früher ewig lang gegrübelt hätte.
... auch schon bei subtilen frauenabwertenden oder diskriminierenden Verhaltensweisen laut werde und Grenzen setze.
Zusammengefasst: Somatische Arbeit hat dazu geführt, dass ich mich nicht mehr klein halte(n lassen), sondern immer mehr Größe in mir spüre und sie auch nach außen zeige.
Jetzt bist du gefragt
Nun hab ich noch zwei Reflexionsfragen für dich:
1) Welche Frage hat dein Leben schon mal verändert?
2) Welche Frage(n) möchtest du dir ab jetzt öfter in deinem Leben stellen?
Ich wünsche dir viel Freude und Neugier beim Fragenstellen und beim Erforschen deiner Antworten. Schreib mir super gerne, was die Fragen in dir ausgelöst haben!
Und wenn du den Ruf spürst, mehr Raum für dein authentisches Selbst einzunehmen, begleite ich dich gerne ein Stück auf deiner Reise mit Nervensystem- und Somatischem Coaching.
Deine Janine
PS: Ich spreche hier im Blog von Fragen und Handlungen, die ich aus einer sehr privilegierten Situation heraus stellen bzw. ausüben kann, weil ich in diesem Land unter diesen Umständen geboren wurde.
Ich weiß, dass dies nicht für alle Menschen auf der Welt gleich möglich ist. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir - die es können und die Kapazitäten dafür haben - unsere Stimme nutzen, um Veränderung zu bewirken. Nicht nur, um unser eigenes Leben zu verändern, sondern auch, um die Fragen zu stellen, die unsere Gesellschaft weiterbringen.
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